Zwei Drittel meiner Klienten leiden unter Formen von Angststörungen und Panikattacken. Die meisten von Ihnen wünschen sich nichts sehnlichster als ein Leben ohne Angst zu führen. Es belastet sie sehr, nicht so leben zu können, wie sie es vor Beginn der Angst getan haben. Viele von ihnen sind sehr verzweifelt und traurig. Manche haben auch keinen genauen Anhaltspunkt, seit wann sie die Beschwerden haben. Es kommt oft schleichend und wird aufgrund von sonstigem Stress im Leben immer mehr. Einige haben jedoch einen Auslöser oder meinen den Grund zu wissen, können aber trotzdem nichts tun um die Angst wieder los zu werden. Es gibt z. B. Frauen, die seit ihrer Schwangerschaft ängstlicher geworden sind, als sie es vorher waren. Viele Männer mit Panikattacken können sich aber beispielsweise überhaupt nicht erklären woran es liegen könnte, dass diese Ängste plötzlich und immer wieder auftauchen. Die Einschränkungen die meine Klienten durch ihre Ängste, egal welcher Art, in ihrem Leben haben, sind oft massiv und deprimierend. Für die meisten von Ihnen ist das Schlimmste, dass der Verstand weis, dass es gar keinen Grund zur Angst gibt und dennoch spüren sie aber diese Gefühle. Oft werde ich dann gefragt, woher kommt die Angst und warum habe ich Angst und Panik obwohl ich keinen Grund habe? „Ich bin gesund, glücklich verheiratet, habe eine schöne Wohnung, habe genügend Geld und einen guten Job – und trotzdem steigt mir aus „heiterem Himmel“ diese Hitze auf, mein Herz beginnt zu rasen, ich fühle mich enorm angespannt und muss „RAUS“ aus dem Geschäft oder dem Friseursalon oder oder oder…“ Dies könnte eine Aussage von vielen sein, wie sie mir meine Klienten oft schildern. Ich versuche ihnen dann, behutsam, Schritt für Schritt, zu erklären, warum die Angst entstehen kann und wieso es keinen ersichtlichen Grund braucht um eine Angststörung zu entwickeln. Es kommen immer mehrere Faktoren zusammen, die zu den Symptomen der Betroffenen führen. Meistens spielen auch die eigenen Selbstwertgefühle eine entscheidende Rolle, sowie das Selbstvertrauen. Die eigene Persönlichkeitskonstellation und eventuelle Zweifel in der momentanen Lebenssituation sind ebenfalls häufig Gründe, die Ängste begünstigen. Bei sensiblen Menschen ist das Auftreten von Ängsten häufiger fest zu stellen, als bei Personen die eine „härtere Schale“ haben. Sensible Klienten erzählen oft von Situationen bei denen es ihnen „zuviel“ geworden ist. Die Musik war zu laut, die Gespräche zu anstrengend, die Luft zu stickig oder das Licht zu grell. Sensible Menschen haben es generell in unserer „schnellen“, digitalen Welt schwerer, da die Reizüberflutung von ihnen intensiver wahr genommen wird und somit auch schwieriger zu verarbeiten ist. Da sie dadurch häufiger in eine Stresssituation kommen und sich von Grund her schneller überlastet fühlen, sind Menschen, die sensitiv sind, auch begünstigter eine Angststörung zu entwickeln. Hier reicht als Auslöser für Ängste manchmal schon, wenn sie nach einem anstrengenden Tag abends zuhause vor dem Fernseher sitzen und „runter“ kommen wollen, dass im TV eine Sendung über Krankheiten läuft. Sofort nehmen sie dies zum Anlass sich Sorgen über ihre eigene Gesundheit zu machen, oder die ihrer Familie. Dies führt häufig soweit, dass sie sich in kleinste Anzeichen von Symptomen hinein steigern und stundenlang von ihrer Angst nicht mehr los kommen. Das Gespräch mit dem Partner oder Ablenkung in anderer Form sind dann die einzige Möglichkeit für sie, sich wieder zu beruhigen. Wenn ein Klient mit Ängsten oder Panik-Erscheinungen das erste Mal zu mir in die Praxis kommt, weiß er oder sie oft noch nicht, dass es auch andere Wege gibt, die Ängste im Akutfall zu „vertreiben“ oder die Angst machenden Gedanken zu minimieren. Es ist oft die ausweglose Situation, die die Menschen dazu veranlasst, den Weg zu mir in die Praxis zu finden. Ausweglos deshalb, weil sie sich in ihrem Alltag eingeschränkt fühlen, weil sie „normale“ Dinge nicht mehr verrichten können, weil sie sich ihren Kindern gegenüber angespannt verhalten (müssen) oder weil die Angstgedanken für sie zunehmend nicht mehr erträglich sind. Nach einem Erstgespräch, bei dem mir die Klienten von ihren Problemen und Beschwerden berichten, versuche ich ihnen zu erklären, dass ihre Ängste von mir verstanden werden. Dass es viele Menschen gibt, denen es ähnlich oder manchmal auch genauso geht und dass es durchaus Wege gibt, ihre Beschwerden zu behandeln. Viele Klienten erzählen mir nach dieser Sitzung, dass es ihnen gut tut darüber mit jemanden gesprochen zu haben, der sie versteht. Sie fühlen sich in ihrem Alltag oft allein mit ihrem „Angstproblem“ und denken, dass es niemanden gibt, der es nach empfinden kann wie es ihnen wirklich geht. Dieses Erstgespräch ist der erste Schritt zur Verbesserung der Situation. Meine Klienten bekommen von mir ausreichend Zeit, einfach mal alles raus zu lassen, was sie bedrückt und die Gedanken in Worte zu fassen, die ihnen im Kopf herum „schwirren“ – egal ob sie konstruktiv sind oder nicht. Auch die Erleichterung zu erfahren, dass es Wege gibt, diese Ängste zu behandeln, lindern oft schon den Druck, der auf ihnen lastet. Jeder Mensch mit Ängsten oder Panikattacken kann sich dazu entschließen, Hilfe von außen her anzunehmen. Da ich in meiner Praxis keine langen Vorlaufzeiten auf einen Termin habe, müssen meine Klienten nach einem Anruf bei mir, auch nicht lange auf das Erstgespräch warten. Was vor allem für Menschen mit Panikattacken sehr angenehm ist. Gerne möchte ich Menschen, die in diesen schwierigen Situationen stecken, dazu ermutigen, sich von außen Unterstützung zu holen.
Stephanie Kaschak / Heilpraktikerin für Psychotherapie / Deggendorf